Pär Hulkoff heißt der naturverbundene Sänger, Songwriter und Komponist, der sich hinter dem Solo-Projekt HULKOFF verbirgt und den viele schon von seinem Industrial-Metal-Projekt RAUBTIER kennen. Neben der Natur und der Musik hat die nordische und germanische Mythologie für ihn ebenfalls einen hohen Stellenwert. Er lebt ein Leben weit oben im Norden Schwedens, tief verwurzelt und eng verbunden mit seinen Vorfahren.
Heute, am 22.10.21, erscheint das dritte Studioalbum "Ragnarök". Wir haben mit dem Wikinger/Krieger/Musiker gesprochen, der uns nicht nur einiges zum neuen Album verraten hat, sondern auch sonst tiefe Einblicke in sein Leben gewährte.
J.D.W.E.: Hallo Pär, es freut mich, dass du Zeit hast ein paar Fragen zu deinem neuen Album “Ragnarök” zu beantworten. Dann legen wir doch gleich los. Wie geht es dir und wie war dein Tag bis jetzt?
Pär Hulkoff: Sei gegrüßt! Heute schneit es bei uns. Das Leben ist gut!
J.D.W.E.: Lass uns über dein Solo-Projekt Hulkoff sprechen. Das Debütalbum “Kven” wurde bereits 2017 veröffentlcht. Kannst du dich noch an den bestimmten Moment erinnern, als du entschieden hast diese Band zu gründen?
Pär Hulkoff: Eigentlich hab ich das Projekt schon 2016 herum gegründet. Ich hab auch eine lange Zeit darüber nachgedacht. Ich wollte damit in die unbekannte Seite der Geschichte eintauchen, und dabei Folk-Musik mit Thrash und arkanen Sprachen verbinden. Es war eine tolle Gelegenheit das Plattenlabel zu gründen. Es ist im eigentlichen Sinn auch nicht wirklich eine Band, ich rekrutiere einfach die besten Männer, die ich finden kann, wenn es darum geht ein Album aufzunehmen oder auf Tour zu gehen.
J.D.W.E.: Mit “Ragnarök” veröffentlichst du nun bereits das dritte Hulkoff-Album und das zweite Mal hast du dich dafür entschieden das Album in einer schwedischen und einer englischen Version herauszubringen. Wie lange hast du an den beiden Versionen gearbeitet?
Pär Hulkoff: Oh, das hat mich sehr viele Stunden gekostet. Und jede Menge Schmerz (lacht)! Ich kann dir gar nicht sagen, wie lange es genau gedauert hat. Aber ich vergleiche oft den Entstehungsprozess eines Albums damit ein Haus zu bauen. Ich hab von beiden Sachen schon sehr viel gemacht, und der Zeitaufwand für solche Bemühungen ist wirklich beinah absurd. Aber am Ende das Ergebnis zu sehen ist wie eine Belohnung und steht über all den Kämpfen.
J.D.W.E.: Gibt es schon Pläne das neue Material live zu spielen? Bevorzugst du auf der Bühne die schwedischen oder englischen Lieder zu singen?
Pär Hulkoff: Ja, wir machen uns bereit im Januar wieder live zu spielen. Wenn wir in Schweden oder Norwegen auftreten, dann singe ich die schwedischen Versionen.
J.D.W.E.: Einer meiner Lieblingssongs des Albums ist “Ulfhednar” mit seiner atemberaubenden Atmosphäre. Kannst du mir mehr über dieses Lied verraten?
Pär Hulkoff: Ja, diese seltsame Tonalität stammt aus einer Zeit vor dem Christentum. Eine Zeit, in der es kein Gesetz gab, das besagte: "Das ist groß, das ist klein". Die alte Musik fließt wie rieselndes Wasser zwischen modernen Kategorien. Die Texte sind meine eigenen seltsamen Reflexionen und könnten möglicherweise als kleines Fenster in vergangene Tage gesehen werden ...
J.D.W.E.: Deine Musik behandelt sehr häufig Mythologie und Legenden. Welche Götter bedeuteten dir am meisten?
Pär Hulkoff: Heimdall für seine Lehren. Odin für seine Weisheit.
J.D.W.E.: Wann hat dein Interesse für Nordische und Germanische Mythologie begonnen?
Pär Hulkoff: Das hat schon angefangen als ich noch ein kleiner Junge war. Das ist also schon LANGE her (lacht)
J.D.W.E.: Welche Geschichte um die antiken Götter hat dich am meisten beeindruckt und inspiriert?
Pär Hulkoff: Die wirklich alten Geschichten sind atemberaubend. Ich empfehle wirklich jeden etwas über Heimdall, Egil und den Zeh von Aurvandil zu lesen. Odins Opfer ist sehr interessant aus vielerlei Hinsichten. Mein Sohn liebt es, wenn Thor fischen geht, also das ist auch sehr inspirierend.
J.D.W.E.: Auf einem deiner Hulkoff-Shirts steht der Satz: “Odin take when I die”. Ist das auch deine persönliche Meinung?
Pär Hulkoff: Hell yeah!
J.D.W.E.: Was glaubst du wird nach dem Tod geschehen? Wie sieht Valhalla für dich aus?
Pär Hulkoff: Ich glaube an die ungebrochene Ahnenkette. Wenn wir ein ehrliches und rechtschaffenes Leben führen und unseren vererbten Boden und unsere Werte schätzen, werden wir wiedergeboren. Es ist alles verbunden. Wir teilen dieses Leben, dieses Gewissen. Wir sollen nicht mehr von der Erde nehmen, als wir zurückgeben. Wir müssen leben wie unsere Vorfahren. Jäger, Fischer, Bauern, Handwerker und Krieger. An unternehmerischem Antrieb ist nichts auszusetzen, aber wir dürfen Geld nicht anbeten. Kein Reichtum übertrumpft unseren schönen Grund und Boden.
J.D.W.E.: Gibt es einen Song auf dem neuen Album, der dir besonders viel bedeutet?
Pär Hulkoff: Ja, “Hekwos”. Denn es ist meine Hommage an meine herrlichen Pferde. Und an alle anderen Pferde auch. Sie sind unsere Zukunft und unsere Vergangenheit.
J.D.W.E.: Ich habe ein Bild auf Instagram gesehen, wo du deinen eigenen Hulkoff-Kaffee präsentierst. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Pär Hulkoff: Es war tatsächlich ein lieber alter Militärkollege von mir, der mich auf diese Idee gebracht hat. Wir haben einige Chargen gemacht, und sie gingen schnell weg. Ich weiß nicht, ob wir sie auffüllen oder nicht. Aber der Kaffee war auf jeden Fall gut.
J.D.W.E.: Ich hab mir das Booklet des neuen Albums angeschaut und mir fiel dein Danke an Peter Tägtgren auf. Er ist ja mittlerweile ein Idol in der Metal-Szene, nicht nur durch Hypocrisy, Pain und Lindemann. Du hast also auch mit ihm gearbeitet?
Pär Hulkoff: (lacht) Ja, kann man so sagen. Ich hab mit ihm schon sehr oft zusammengearbeitet. Er ist ein Blutsbruder von mir. Er ist wie ein strenger Felsen in einer Frühjahrsflut. Eine Kriegerseele, ein Meister seines Fachs.
J.D.W.E.: Du lebst weit im Norden Schwedens. Im schwedischen Lappland. Ich hab viele tolle Bilder von dieser beeindruckenden Natur und den faszinierenden Tieren dort gesehen. Erzähl uns etwas über das Leben dort!
Pär Hulkoff: Oh ja, es ist wunderschön. Wir haben vier Jahreszeiten, mit denen muss man leben. Der Winter ist kalt und dunkel. Der Sommer ist kurz, aber sehr heiß und man hat Sonne 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche! Es ist ein wirklich spezieller Ort. Ich hab hier meine Wurzeln und ich liebe es. Es benötigt schon einiges an Vorbereitung hier um zu überleben, aber so ist es nun mal einfach.
J.D.W.E.: Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Pär Hulkoff: Wenn ich zu Hause bin sieht er so aus: Ich wache sehr früh auf, füttere die Tiere, entferne den Schnee. Dann komponiere ich Musik oder schreibe Texte. Ich mache Studio/Promo-Arbeit. Bogenschießen und Muay-Thai-Übungen mit meinem Sohn. Trainiere die Pferde. Trainiere die Hunde. Schreibe Musik oder Texte. Dann schlaf ich.
Und wenn ich auf Tour bin: Da sitz ich im Bus. Trete auf. Sitze wieder im Bus. Und schlafe.
J.D.W.E.: Ich hab einige Bilder von dir gesehen, auf denen du mit Waffen posierst. Du gehst also auch selber jagen?
Pär Hulkoff: Natürlich. Das Ernten des Überschusses ist das große Geschenk der Schöpfer. Jagen, Fischen, Landwirtschaft. Ich liebe die Bogenjagd am meisten, weil sie einem als Jäger harte Anforderungen stellt. Leider ist es in diesem verrückten Land illegal.
J.D.W.E.: Fühlst du dich manchmal einsam in dieser weiten Landschaft?
Pär Hulkoff: Nur, wenn ich von meiner Familie getrennt bin, wenn ich auf Tour bin in dieser aus Beton bestehenden scheiß Fake-Welt.
J.D.W.E.: Kannst du uns etwas mehr über die Tiere erzählen, die es bei euch gibt. Hast du auch schon Wölfe oder Bären selber gesehen?
Pär Hulkoff: Ich habe beides gesehen. Hier oben ist Rentierland, also gibt es hier nicht so viele große Raubtiere. Es gibt Elche, Rentiere, Auerhühner, Birkhühner usw. Auch viele kleinere Raubtiere wie Fuchs, Marder usw.
J.D.W.E.: Ich habe gelesen, dass ihr auch ein Restaurant bzw. Eine Lodge namens “Hulkoffs” führt...
Pär Hulkoff: Das ist eigentlich der Platz meiner Eltern. Wir gehen hin und wieder dort hin. Viele Fans fahren für ein Wochenende dorthin. Schöner Ort am Fluss, das beste Essen, das man sich vorstellen kann.
J.D.W.E.: Wie sehen deine Pläne für die nächsten Monate aus?
Pär Hulkoff: Ich arbeite derzeit an sehr interessanten Dingen, nehme von Konnakol inspirierte Neo-Thrash-Riffs für steppennomadische Schamanenmusik auf. Ich liebe das Zeug. Album-Release ist diese Woche am Freitag. Nächsten Monat plane ich, all das Zeug fertig zu haben und mit den Proben für die kommende Tour zu beginnen. Auch der Umbau des Studios, das umbenannt wird und fortan als Studio Jotunheim bekannt sein wird, steht an.
J.D.W.E.: Verrätst du uns auch etwas über die Pläne deiner zweiten Band Raubtier?
Pär Hulkoff: Wir werden auf einigen Festivals spielen. Das geht am 04. Dezember los. Das ist es auch erstmal.
J.D.W.E.: Ich bedank mich für deine Zeit und das Interview und wünsch Dir noch alles Gute!
Pär Hulkoff: Danke auch für das Interview und pass auf dich auf. Ehre deine Vorfahren. Hail Odin!
Interview: Manuela Ausserhofer
Fotos: Hulkoff
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